Ich habe es in meinen Törnberichten schon geschildert und manche von Euch werden eigene Erfahrungen gemacht haben:
AIS-Sender sind ein notwendiges Instrument bei Nachtfahrten
oder unsichtigem Wetter und dienen der eigenen
Sicherheit.
Nur wer seine Schiffsposition, Richtung und Geschwindigkeit den
anderen Schiffen in der Nähe elektronisch übermittelt, wird
auch rechtzeitig erkannt und hat eine gute Chance, dass keine
kritischen Nahbereichs-Situationen entstehen, weil die anderen
Schiffe auch das eigene Ausweich-Verhalten viel besser
wahrnehmen können.
Nicht wirklich. Alle Geräte sind eigentlich für den Festeinbau konzipiert, daher die Auswahl von Geräten, die bzgl. Bauform möglichst kompakt sind.
Alles von mir betrachteten Geräten und Ergebnisse: siehe unten ganz am Ende dieses Artikels.
AIS bedeutet: Automatic Identification System
AIS ist ein von der IMO seit ca. 2000 anerkannter Standard für
die Berufs- und Freizeit-Schifffahrt und dient der
Kollisionsvermeidung von Schiffen.
Dabei senden die Schiffe ihre Fahrtdaten und
Identifikationsdaten über UKW-Funk auf 2 festgelegten
Frequenzen (Kanäle 87B u. 88B - 161,975 u. 162,025 MHz), die im
Bereich der normalen VHF/UKW-Seefunkfrequenz-Bänder liegen und
somit für das Senden und Empfangen dieselbe Antenne, wie für
das Funkgerät genutzt werden kann.
Für Berufsschiffe incl. Behördenschiffe (Militär, Küstenwache,
Rettung, usw.) wird auf dem ersten Kanal (87B) das sogenannten
AIS-A Signal/Protokoll gesendet.
Die Freizeitschifffahrt benutzt den zweiten Kanal (88B) und
sendet das sogenannten AIS-B Signal/Protokoll.
Auf Berufsschiffen bzw. AIS-A-Systemen kann der Empfang von
AIS-B-Signalen unterdrückt werden. AIS-B-Empfänger können keine
Empfangs-Signale unterdrücken.
D.h., die Berufsschifffahrt hat die Möglichkeit die
Sportschifffahrt aus der Anzeige auszublenden.
Die Reichweite für AIS-A-Signale beträgt ca. 25 sm.
AIS-A-Transmitter haben eine Sendeleitung von 12,5 Watt.
Die Reichweite für AIS-B-Signale ist sehr variabel und hängt
ganz stark von der Antennenhöhe ab.
Da AIS-B nur mit 2 Watt bzw. 5 Watt sendet, endet sie in der
Regel bei 5-7 bzw. 10-12 sm, alleine schon aufgrund der
geringeren Sendeleistung.
Die AIS-Geräte sind immer mit einer GPS-Antenne verbunden und
zeigen die Position auf <10 m, z. T. auch < 2m an.
Da in bestimmten Regionen oder an bestimmten Orten aus
verschiedenen Gründen (Unterseekabel, bewußte Störung des
GPS-Empfangs durch Miltär oder Sicherheitsdienste) die
GPS-Dienste bewußt gestört / manipuliert werden, besteht immer
auch die Gefahr einer vom System nicht erkannten
GPS-Störung.
"Normale" Empfangsprobleme mit dem GPS erkennt das Gerät
automatisch (Stichwort: HDOP-Wert).
Damit sind die Standortdaten bzgl. der Genauigkeit sehr hoch,
aber nicht unbedingt aktuell !!
Grund sind die verschiedenen Sende-Intervalle. Es gibt 2
Sendeverfahren: CSTDMA und SOTDMA (bitte im Internet bei
Interesse die Details nachlesen).
Kurz gefasst: CSTDMA für Freizeitschiffart (AIS-B -Sender)
sendet nur wenn kein anderer sendet und kann bis zu 3 Minuten
Versatz für jede AIS-Sendung haben.
SOTDMA für Berufsschifffahrt (AIS-A-Sender) und neuere
AIS-B-Sender mit SOTDMA-Unterstützung senden im Bereich von 6 -
10 Sekunden, maximal 30 Sekunden und muss nicht auf einen
freien Sende-Slot warten, sondern dieser wird bereits vorab
reserviert.
AIS-Positions- und Kursdaten der Berufsschiffe sind also in aller Regel sehr aktuell.
Die AIS-Daten (egal ob AIS-A oder -B) werden auf dem Plotter
(Navigations-Gerät) des Schiffs angezeigt als kleine
Schiffs-Symbole. Das Symbol und alle weiteren zusätzlichen
Funktionen sind bei jedem Plotter konfigurierbar. Einheitlich
ist, wählt man ein solches angezeigtes Schiffs-Symbol aus,
bekommt man dessen Namen, Rufzeichen, Länge, Breite,
Fahrtrichtung, Geschwindigkeit über Grund und Art des Schiffs
angezeigt. Man kann Zonen (Abstände rund um das eigene Schiff)
festlegen, bei denen ein akustisches Warnsignal ausgegeben
wird, sobald sich ein AIS-Objekt in diesem Bereich
befindet.
Sofern Funkgeräte über eine Anzeigefunktion verfügen, kann man
sich diese Informationen auf auch den VHF-Funkgerät oder auf
neueren Handfunkgeräten ebenfalls anzeigen lassen.
Ist das eigene Funkgerät DSC-fähig (das sind inzwischen alle
aktuellen Funkgeräte auf Schiffen) und im Boardnetz mit
eingebunden (auch das ist inzwischen Standard), kann man durch
einen Tastendruck auf den Plotter oder im Funkgerät sofort eine
Funkverbindung mit dem ausgewählten Schiff aufbauen, ohne das
man es per Sprache anfunken muss. Wenn das Schiff dann den
Funkruf beantwortet, muss man natürlich mit dem anderen Schiff
ganz normal per Sprachfunk sprechen.
So kann man im offenen Seeraum insbesondere großen
Containerschiffen und Frachtern frühzeitig einen Hinweis geben,
das man existiert, so dass sie einen wahrnehmen.
In dicht befahrenen See- und Küstengebieten senden auch größere
Tonnen AIS-Signale aus. Die bitte nicht zum Ausweichen
auffordern 😅.
NEIN! Und das ist der Grund für diesen Artikel.
In der Berufsschifffahrt muss gesendet werden
(Ausnahme: Behördenschiffe in besonderen Einsatzfällen).
In der Freizeitschifffahrt darf man auch völlig ohne ein
AIS-Gerät unterwegs sein und ausschließlich "auf Sicht" fahren.
Auch ausrüstungspflichtige Yachten ab 12 Metern müssen kein
AIS-System besitzen (weder senden noch empfangen). Die sog.
Ausrüstungspflicht regelt lediglich die Licherführung. Für
Freizeitschiffe, die nicht gewerblich genutzt werden, gibt es
bzgl. AIS keine Vorgaben.
Dementsprechend gibt es zahlreiche Varianten von reinen
AIS-Empfängern
mit einem großen Preis-Spektrum z. T. unter 100 EUR.
Diese Geräte
können aber nicht senden!
D.h., man wird via AIS von niemanden gesehen. Insbesondere
Nachts, im Nebel oder beim Queren von Verkehrstrennungsgebieten
auf der Nordsee/Kanalküste/Ostsee wird man von keinem
Berufsschiff elektronisch wahrgenommen.
Wenn also ein reines AIS-Empfangsgerät an Board verbaut ist,
hilft das lediglich dabei die anderen Schiffe rechtzeitig
selbst wahrzunehmen und sie anzufunken und darauf einzuwirken,
dass sie ihrer Ausweichpflicht nachkommen können.
Die sog. Tragweite (Entfernung für die Sichtbarkeit von
Lichtern) der Positionslichter bei Segelyachten (unter 20m)
beträgt gem. BSH/IMO-Vorschriften lediglich 2-3 sm. Man wird
von Containerschiffen und Frachtern daher erst optisch erkannt,
wenn es für ein Ausweichmannöver für diese Schiffe schon längst
zu spät ist.
Ein Frachter benötigt für eine Kursänderung bei 16 kn Fahrt
mind. 3-4 sm.
D.h., wer
nicht selbst per AIS sendet, wird schlicht
überfahren, wenn er auf sein Kurshalte-Recht
besteht.
Und auch die Verkehrsleitzentralen (z.B. im Bereich der Elbe
oder der Kanalküste) können dich nicht unterstützen, da sie
nicht sehen, wo du bist.
Das Radar-Echo einer Segelyacht ist so gering, dass es kaum
wahrgenommen wird.
AIS ist auf Charteryachten nicht vorgeschrieben. Die
Ausstattung mit AIS sagt nichts darüber aus, ob es ein reiner
AIS-EMPFÄNGER oder auch ein AIS-SENDER ist.
Die Nachfrage beim Vercharterer ist daher unbedingt
erforderlich, wenn man es wissen möchte.
Meine Erfahrung: nur gute Vercharterer kennen die Ausstattung
ihrer Boote bzgl. AIS-Empfänger oder Sender.
Ich habe mehrfach die Info vom Personal bei der Anmietung
erhalten, die Yacht habe aktives (= sendendes) AIS. Vor Ort
stellte sich heraus, das AIS ist passiv (=nur
empfangend).
Grund ist, dass die Geräte einmalig eingebaut werden und im
Boot selbst nirgends erkennbar ist, ob man lediglich empfängt
oder auch sendet.
Lasst Euch den Rufnahmen (Callsign) und die MMSI der
Segelyachten geben, für die ihr Euch beim Vercharterer
interessiert.
Ruft mit diesen Angaben eine Anwendung wie z. B. "Vessefinder"
oder "myshiptracking" auf und sucht nach dem Schiff. Findet ihr
es, verfügt die Yacht mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen
AIS-Sender. Findet ihr es nicht, dann geht davon aus, dass der
Vercharterer in diesem Punkt leider technisch nicht so fit ist
zwischen Sendern und reinen Empfänger-Geräten unterscheiden zu
können und sucht eine Alternative (z. B. die Mitnahme eines
eigenen AIS-Senders).
WICHTIGER HINWEIS!
Ihr dürft das Charterboot nur mit
Zustimmung des Vercharterers technisch
modifizieren.
Die Modifikation, die der Einbau
eines AIS-Senders mit sich bringt, ist geringfügig und völlig
rückstandsfrei auch wieder in den Altzustand zu
versetzen.
Daher ist ein temporärer Einsatz
möglich, wenn der Techniker zustimmt.
Die Registrierung des konkreten
AIS-Senders für das Schiff ist nicht erforderlich. Es gibt
keine Registrierungspflicht bei der Bundesnetzagentur für den
spezifischen AIS-Sender auf einem Boot. Das ist lediglich für
das Funkgerät erforderlich.
Aber es muss vom Eigner die Anzahl der vorhandenen AIS-Sender
bei den Angaben zur Zuteilungsurkunde mitgeteilt werden, da es
sich um eine Sendeeinrichtung handelt, die am Seefunk
teilnimmt. Insofern eine Grauzone.
Definitiv darf man aber keine
Angaben zu Schiffsname, Callsign und MMSI machen, die nicht mit
dem Schiff übereinstimmen, auf denen das Gerät im Einsatz
ist.
Das wäre ein Verstoß gegen
gesetzliche Vorgaben und führt mindestens zu
Geldstrafen.
Das vorausgeschickt ist also die Notwendigkeit gegeben, die
Boots-Identifkationsdaten (Schiffsname, Callsign, MMSI) und
ggf. ergänzende Angaben zum Einbauort der GPS-Antenne
bedarfsweise anzupassen.
Bei den allermeißten AIS-Sendegeräten ist diese Eingabe nur
einmalig durch den Endkunden möglich und bedarf bei einer
Änderung einer Einsendung des Gerätes an den Hersteller oder
einen Vertriebsstützpunkt (Fachhändler).
Wer also die Mitnahme einer mobilen Sendeeinheit erwägt, muss
im Vorfeld diese Angaben zum Schiff haben und einen
Fachhändler, der die Änderungen durchführen kann. Die Kosten
für eine Änderung der Identifikationsangaben sind nicht
standardisiert, liegen aber meist im Bereich von 30-50 EUR.
Ich habe mir Geräte angeschaut, die nicht zu teuer sind, eine kompakte Bauform besitzen, die eine NMEA2000-Schnittstelle paralle zur NMEA-0183 als Datenschnittstelle besitzen und für die es auch einen Anbieter in Deutschland gibt.
Gerätename | Hersteller-Link | Preis (Stand 11.2024) *1) |
Protokoll / Sendeleistung SOTDMA / CSTDMA |
Antennenweiche integriert | GPS-Antenne integriert / im Preis enthalten | Wlan / Bluetooth |
NOMAD2 |
https://digitalyacht.de |
1.075 EUR | CSTDMA / 2 W | Nein | Nein / Ja | Ja / Nein |
AMEC - WideLink B600S | 900 EUR | SOTDMA / 5 W | Ja | Nein / Ja | Nein / Nein | |
CTRX Vision+ WIFI |
https://shiptrontrading.com/product/true-heading-ctrx-visionplus-class-b-transceiver/ |
1.100 EUR | SOTDMA / 5 W | Ja | Nein / Ja | Ja / Nein |
CAMINO-108W |
https://www.alltekmarine.com/products/ais-class-b-cs/CAMINO-108W |
650 EUR | CSTDMA / 2 W | Nein | Nein / Ja | Nein / Nein |
B954 | 1.150 EUR | SOTDMA / 5 W | Ja | Ja / - | Ja / Ja | |
KS-200A+ | 400 EUR*) | SOTDMA / 5 W | Nein | Nein / Ja | Ja / Nein | |
XA-201 | 640 EUR | CSTDMA / 2 W | Nein | Nein / Ja | Ja / Ja | |
Watcheye B PRO |
https://watcheye.nl/en/products/watcheye-b-class-ais-transponder-pro |
950 EUR | SOTDMA / 5 W | Nein | Ja / - | Ja / Nein |
*) ONWA-Marine hat nur einen Vertriebspartner im Norden von Deutschland / Der Preis ergibt sich durch die Bestellung eines Bundles aus KS-200A+, GPS-Antenne (Wurfantenne), GPS-Antenne vom Typ KA-09 und Antennen-Splitter bei Direktbestellung beim Hersteller incl. Versand und Zoll. ONWA ist das einzige Gerät, dass eine jederzeitige eigenständige Anpassung der Identifikationsdaten erlaubt, also keine Folgekosten durch Neuprogrammierung auslöst.
*1) Die Preise sind Internetpreise aus verschiedenen Anbieterquellen von Fachhändlern via Google-Suche (keine Ebay-Preise) Stand 11.2024. Sie geben nur einen groben Anhaltspunkt und müssen im Einzelfall eigenständig geprüft werden.
Schaut Euch die Geräte einmal bei den Herstellern an.
Ich habe mir das KS-200A+ - AIS-Gerät von
ONWA-Marine gekauft, da es vom
Preis-Leistungsverhältnis am günstigsten war.
Es besitzt die aktuellsten AIS-Standards mit hoher
Sendeleistung und SOTDMA-Verfahren, ist über WLan an mein
Tablet anschließbar aber auch im NMEA-Boardnetz einfach
integrierbar. Es erfordert aber technische Kenntnisse für den
initialen Zusammenbau, da ich auch hier - wie auch bei den
deutlich teureren Geräten - einen Antennensplitter als separate
Einheit verwenden muss.
Wer ein kompaktes und leicht zu installierendes Gerät mit deutschem (oder niederländischem) Support sucht, dem würde ich das B954 von em-trak oder das Watcheye B Pro empfehlen. Beide senden im 5 Watt-Betrieb über SOTDMA-Verfahren was eine moderne Sendearchitektur mit guter Sichtbarkeit bringt. Sie besitzen als einzige Geräte eine integrierte GPS-Antenne. Beide bieten WLan und damit einen direkten Zugriff für z. B. die Navionics-App. Das B954 hat den Vorteil, dass die Antennenweiche für die UKW-Antenne bereits integriert ist und nicht noch hinzugekauft werden muss.
Das NOMAD2 wird vom Hersteller als mobiles Charteryacht-Gerät beworben. Es hat aber noch die alte CSTDMA Technik mit 2 Watt Sendeleistung und keine Antennenweiche, wird optional mit einer eigenen mobilen GPS/UKW-Antenne betrieben. Dafür war mir am Ende der Preis dann doch noch zu hoch im Vergleich zum B954, Watcheye B PRO oder meiner KS-200A+ - Lösung, da die mobile UKW-Antennenlösung beim NOMAD2 die Reichweite aufgrund der extrem niedrigen Antennenhöhe deutlich reduziert, zumal nur mit 2 Watt gesendet wird. Das muss man letztlich selbst gegen den Preis abwägen.