Ich habe vor einiger Zeit einmal zwei Videos erstellt, die sich an Yachtsegel-Anfänger richten mit folgenden Hinweisen
Sat-Kommunikation auf See war für mich ein wesentliches Thema im Zusammenhang mit meiner Azoren-Tour 2024.
Ich habe mich für den Garmin inReach Messenger entschieden, den
es ab ca. 250 € (Stand 05.2024) zu kaufen gibt.
Da ich ein Charterboot auf den Azoren gemietet habe, war die
Option einer Starlink-Antenne nicht gegeben. Hierfür wäre eine
stabile Installation der Antenne notwendig (bei 2-5m Wellen und
Wind bei 20-30 kn) und die Verkabelung und der Stromanschluss
auf 230V stabil über Konverter hätte sichergestellt sein
müsssen. Ich hatte aber keine 230V-Konverter in der Yacht.
Hätte mit ein wenig Vorbereitung auch funktioniert, aber wie
gesagt, ich hatte auf den Azoren gechartert und mein Handgepäck
hatte keinen Platz für Antenne und Router und die
Zuverlässigkeit von Paketzustellungen auf die Azoren-Inseln
konnte ich nicht einschätzen. Daher habe ich es verworfen.
Sonst wäre es aber meine 1. Wahl gewesen.
Klein und handlich sollte es sein, Text, Telefon-/Tablet-Anbindung, Notfall-Taste, Wetter-Vorhersage 5 Tage für Seewetter für beliegige Punkte und Standort-Mitteilung. Wasserdicht, Schwimmfähig, Akkulaufzeit mind. 5 Tage auch bei Satelliten-Verbindung, Iridium-SAT-Verbindung, keine Zusatzkosten bei Nutzung, Abo kündbar nach aktiver Nutuzung. Das waren die Kriterien.
Nachdem ich Zoleo, ACR Bivi Stick und Garmin verglichen hatte, blieb für mich die Iridium-Lösung über Garmin übrig.
Zur Frage: Warum gerade Iridium-SAT und keine andere Verbindung? Iridium deckt in niedriger Umlaufbahn permanent ohne Laufzeitverzögerung den Atlantik (und auch die Landmassen) ab. Notfallmeldungen (MOB) erreichen damit die Rettungsleitstellen innerhalb von Minuten von jedem Punkt des Atlantik aus. Ich wollte nicht erst auf einen nächsten Satelliten-Durchlauf von mehreren Minuten warten müssen, bis eine Meldung rausgeht und dann ggf. gerade die Verbindung nicht funktioniert.
Der Akku hat weit über 1 Woche im Dauerbetrieb mit Sat-Meldung alle 10 Min. gehalten und war da noch immer bei 50%. Als Notfall-Kommunikation also wirklich stabil und zu empfehlen. Robust und mit guter Verbindungsqualität, sowohl was die Bluetooth-Anbindung zu Tablet, Android und Iphone betrifft, also auch die zum Satellieten. Ich hatte insgesamt 3 Geräte an Board, die wechselweise mit dem InReach Messenger verbunden waren und der Wechsel erfolgte innerhalb von Sekunden. Das Garmin hat also nicht an der alten Bloutooth-Verbindung festgehangen, sondern in wenigen Sekunden auf das neue Gerät gewechselt. Im Fall eines Ausstiegs auf die Rettungsinsel mit Wechsel des Endgerätes ein wesentlicher Faktor.
Bedienung am Gerät ohne Endgeräte-Anbindung, war ok. Ich habe es mir 14 Tage vorher angeschaut und ausprobiert. Das würde ich auch jedem empfehlen (und auch Garmin schreibt das als ausdrückliche Empfehlung in die Anleitung). Der Notfallkontakt läuft zunächst über ein 24h Notfall-Center in den USA wird aber von dort - wie bei allen anderen maritimen distress calls unmittelbar an das dem Satelliten-Standort nächstgelegenen MRSC weitergeleitet. Letztlich also identisch mit den Verfahren aller anderen Anbietern. Eine Registrierung über die Rettungsdatenbank in England kann nicht erfolgen, da es sich nicht um eine maritime Lösung handelt. Dennoch habe ich es dort als Kommunikations-Medium bei meinen anderen PLBs eingetragen.
Schönes Feature ist die Anzeige der Positionen auf einer
eigenständigen dem Gerät zugeordneten Website, deren Link man
namentlich individuell festlegen kann. So können Freunde,
Familien usw. die jeweilige Position sehen, aktiv abrufen und
auch Nachrichten über die Website absenden.
Nachrichtenaustausch erfolgt in der Form, dass man dem Kontakt
eine Nachricht über den InReach-Messanger sendet (per Mail oder
Mobil-Telefon). Jeder Kontakt erhält auf diesem Weg eine
eigenständige Telefon-Nr. (d.h., das InReach sendet den
Kontakten unterschiedliche Nummern) übermittelt und den
aktuellen Standort und hierüber kann der Kontakt individuell
antworten und dann auch aktiv beliebig viele Nachrichten senden
(180 Zeichen je Nachricht).
Man kann jedoch auch vordefinierte Standard-Nachrichten senden, wenn man z. B. nur mit dem InReach-Gerät arbeitet. Die Texte sollte man dann natürlich vorher vorbereiten und kann dann aus der Liste auswählen. Sinnvoll für ggf. Notfall-Nachrichten, die dem Callcenter nur die Info geben, ob man das Boot verlässt, ob es Feuer an Board gibt, ob es Verletzte gibt, ob es Piraterie-Angriffe gibt. Oder einfach nur kurze vordefinierte Grußtexte.
Im Smartphone-Zeitalter alles etwas old-school, aber auf hoher
See und im Notfall ein sehr verlässlicher Begleiter.
Die Monatsgebührt für "all-inklusive"-Tarife liegt bei 79 EUR.
Es geht auch deutlich preiswerter, wenn man es lediglich als
Notfall-Begleiter nutzen möche. Und das Abo ist monatlich
kündbar. Eine Jahresgebühr als Bereitstellungsgebühr von
39 EUR fällt auf jeden Fall an. Aber auch da sind im Vergleich
die anderen Anbieter nicht weit weg.
Mag sich jemand die Frage stellen: Melden Garmin, Bivy und co
eine SOS-Meldung auch an den Plotter der Segelyacht oder ein
benachbartes Schiff?
Antwort: NEIN
Die Meldung ist technisch völlig anders und erreicht den
Kartenplotter der Yacht nicht, sondern ausschließlich den
Satelliten. Die Geräte werden auch nicht auf ein Schiff
registriert, sondern können im Prinzip beliebig weitergegeben
werden. Sollten aber auf eine Person registiert werden. D.h.,
die Crew des Schiffs bekommt von alledem nichts mit, bis die
ersten Rettungshubschrauber in der Nähe auftauchen.
Wichtiger
Hinweis:
Ab 01.01.2025 sind in einigen Ländern der EU (u. a.
Dänemark, Niederlande) nur noch PLBs mit AIS-Sendefunktion
zulässig, die über einen sog. Return-Link-Service (RLS)
verfügen.
Dabei wird das ausgesendete AIS-Notfallsignal entweder über
einen Satelliten empfangen oder von einem Schiff aus bestätigt
und der Empfang der PLB per Funksignal zurückgesendet. In der
PLB erscheint dann eine Empfangs-Rückmeldung optisch oder
akustisch.
Ab diesem Moment sendet die PLB nicht mehr fortwährend das
AIS-Notsignal, sondern lediglich Positionsdaten auf einem
speziellen Funkkanal.
Damit wird der AIS-Kanal entlastet, der für die reguläre
Schiffahrt benötigt wird.
Ältere AIS-Notfallsender sollten daher durch neue ersetzt
werden. Ein Verbot der Nutzung ist noch nicht ausgesprochen
worden, aber der Verkauf dieser Geräte in der EU ist
eingestellt. Man sollte also bei "Sonderangeboten" darauf
achten, dass die RLS-Funktion vorhanden ist.
Hier habe ich auf die PLB3 von Ocean Signal / rescureME
aufgerüstet. Diese persönliche Notfallbarke habe ich - da ich
kein eigenes Schiff besitze, sondern chartere - auf mich
persönlich über die Rettungsdatenbank in England
registiert.
Die PLB3 kostet ca. 600 EUR (Stand 05.2024) und kombiniert eine
SAT-SART-Notfallmeldung mit Rücksignal (RLS) mit einer
AIS-Meldung. Beides geht zeitgleich raus und der ca. 20 cm.
lange dünne Stick ist gut in der Rettungsweste einzubinden.
Bisher habe ich mit der PLB1 für Satelliten-Mitteilung und einer separaten AIS-Barke gearbeitet, aber in einer Rettungsweste sind 2 Geräte schon etwas schwierig zu verstauen. Wer also noch überhaupt keine persönliche Notfall-Lösung besitzt, sollte lieber die Mehrkosten in Kauf nehmen und sich die Kombi-Lösung anschaffen.
Die Entscheidung ist natürlich davon abhängig, wo und wie
häufig man unterwegs ist.
Wer im Bereich der Ostsee und küstennahe an der Nordsee bzw.
Kanalküste und primär mit mehreren Personen an Board ist und
Nachtwachen gesichert zu zweit gefahren werden, der ist mit
einer AIS-Barke vermutlich ausreichend versorgt und braucht das
Geld für eine SAT-Barke nicht unbedingt auszugeben.
Wer mit kleiner Crew oder Einhand fährt oder Nachts alleine Wachschicht hat oder eher außerhalb der stark befahrenen Schifffahrtsrouten unterwegs ist (Norwegen, Atlantik), dem hilft die reine AIS-Lösung nur bedingt weiter, denn die meldet nur ca. 5-8 sm weit und das bedeutet, die Crew muss das Verschwinden nach max. 1h feststellen, sonst ist man außerhalb des Sendebereichs der AIS-Barke. Im Atlantik sind 5-8 sm bereits "Nahbereich" und die großen Container/Tanker halten diesen Abstand von Segelyachten in der Regel von alleine ein, um nicht in Kollisionsgefahren zu laufen. D.h., die würden diese Signale nur mit viel Glück empfangen. Auch im Küstenbereich (z. B. der Azoren) sind kaum Häfen vorhanden. Und von denen noch viel weniger mit Funküberwachung von AIS-Meldungen besetzt. Hier werden klassische Handfunkgeräte genutzt und die Segler schalten Funk und Kartenplotter ab, sobald sie im Hafen sind.
Somit also für SAT-Barken für alle Gebiete außerhalb Kanalküste
und Ostsee. Reine AIS-Geräte für Tagesausflüge und
Küstenfahrten in der Ostsee.
Kombi-Geräte für normale Crewstärken aber mit Abständen von
mehr als 5-6 sm von Land und in weniger dicht befahrenen
Gebieten.
Zu den AIS-Barken noch der Hinweis, dass es hier zwei Varianten im Markt gibt:
Ich persönlich besitze beide Varianten, habe aber beim Kauf der zweiten Variante bewußt auf eine ALL-SHIPS-Version gesetzt. Grund: Mir als über Board gegangenem in einskaltem Wasser bei stürmischer See soll sofort und mit allen möglichen Mitteln geholfen werden und das egal von wem. Es geht hier um meine Gesundheit und ggf. sogar um mein Leben. Wenn in den 5 Minuten, die die Barke ausschließlich meine eigene Yacht anfunkt, anstatt aller verfügbaren Schiffe, die Crew eines Berufsschiffs den Empfangsbereich des Senders verlässt, kann das mein Leben kosten. ALL-SHIPS ist z. B. bei der PLB3 für AIS aktiviert, bei vielen anderen Modellen nicht, weil es hier landesspezifische Vorgaben gibt. Daher an der Stelle genauer hinschauen.
Ich habe versucht eine Auswahl an AIS-Sendegeräten (AIS-Transceiver) zusammenzustellen, die potentiell geeignet sind, für Charterkunden genutzt zu werden.
Ideal ist letztlich keine Lösung, aber der Markt bietet hier bereits vernünftige Ansätze; leider noch nicht zum Schnäppchenpreis. Aber die Anschaffung ist ja einmalig und gibt die SIcherheit auch gesehen zu werden.
Für mich unverständlich ist, warum Eigner und Vercharter den
Mehrpreis von 300 EUR bei einer 300.000 EUR-Yacht scheuen, ein
Minimum an Sicherheit in das Boot zu investieren. Wenn es zu
Kollisionen kommt, liegen die Schäden im Bereich von mehreren
Millionen Euro, weil hier an einem winzigen Detail gespart wird
oder die Eigner schlicht nicht wissen, wie die AIS-Technik
funktioniert.
Dazu dieser Beitrag mit einigen Hintergrundinfos zum
AIS-Verfahren und zur Auswahl finanzierbarer Geräte.
Hier ist ein kostenloses Logbuch-Template, das für Segeltörns
bis zu 8 Tagen Dauer ausgelegt ist.
Es beinhaltet neben dem Logbuch auch ein Deckblatt mit der
Crew-Übersicht eine Notfallkarte für den Funk und ein
Funk-Logbuch.
Diese Angaben genügen für private Yachtcharter. Das Deckblatt
kann später dem Vercharterer als Logbuch-Nachweis in Kopie
übergeben werden.
Für den Fall, dass Ihr fremde Hilfe durch andere Schiffe
(Abschleppen/Bergung) benötigt, haltet immer 2 Exemplare des
LOF (Lloyd's open form) an Board bereit.
Link zum Downlaod des 2020er-Formulars (es ist immer in
Englischer Sprache!).
Über die Funktion / Bedeutung des LOF gibt es zahlreiche
informative Videos und Erläuterungen im Internet. Schaut es
Euch dort vor Eurem Törn einmal an.
Erstellt für die Teilnahmevoraussetzungen an Regatten im
Küsten- und Offshore-Bereich sind die Offshore Special
Regularien ein hilfreiches Nachschlagewerk für aktuelle und als
effizient verprobte Verfahren. Ein Blick in diesen Katalog gibt
wichtige Orientierungshilfen für die Ausstattung einer Yacht.
Die dort aufgeführten Trainings für medizinische und sonstige
Notfälle sind umfassend und hilfreich.
Selbst wenn für einen persönlich nur Teile davon relevant sind,
regen die Vorgaben für den Regattasport auf jeden Fall zum
Nachdenken an, ob auf der eigenen Yacht oder während der
Charter Dinge ohne großen Aufwand optimiert werden können und
damit erst den gewünschten Nutzen erbringen, z. B. einfach
durch veränderte Lagerorte für das Ersatz-Funkgerät, die
Notfall-Tasche (grab bag), die Pyrotechnik oder die
Wasservorräte für den Notfall. Vieles von dem ist nämlich
oftmals in einer Kiste oder im Vorschiff oder unter den
Matratzen verstaut, das Handfunkgerät ist nicht aufgeladen und
die Taschenlampe des Vercharterers hat ausgelaufene
Batterien.
Stöbert einfach einmal darin herum und schaut, was für Euch
interessantes dabei herauskommt:
Link zum World-Sailing-Verband: OSR - Offshore Special
Regulations 2024-2025 (Stand Dez.2023)
Link zur PDF-Datei: https://d7qh6ksdplczd.cloudfront.net/sailing/wp-content/uploads/2023/12/20090409/2024-2025-Offshore-Special-Regulations_cover_v3.pdf
Die Anmeldeprocedur für den Hafen UK ist recht einfach. Über das Internetportal https://www.spcr.homeoffice.gov.uk/sign-in muss man seine Reiseplanung anmelden. Die Anmeldung kann jedezeit unterbrochen, geändert und fortgesetzt werden. Man muss in 3 separaten Schritten folgende Angaben hinterlegen:
Letzteres ist der ggf. schwer einzuschätzende Teil, da man hier ein Ankunfts-Zeitfenster von 2 h eingrenzen muss.
Aus diesen 3 Blöcken stellt man dann das passage-planning zusammen und übersendet es als offizielle Anfrage zur Einreisegenehmigung an den Britischen Zoll über dieses Portal. Man erhält innerhalb weniger Stunden eine Rückmeldung mit dem Hinweis, dass man die Gelbe Zollflagge im Hafen herunternehmen darf (oder gar nicht erst mit gehisster Zollflagge einfahren muss).
Die Anmeldung ist also nicht kompliziert.
Änderungen ab ca. Mai 2025 für die Einreise nach UK / Großbritannien:
Ab ca. Mai 2025 müssen EU-Bürger eine Einreisegenehmigung
Online (sog. ETA) beantragen (Kosten ca. 15 GBP), die dann -
nach aktueller Planung - 3 Jahre lang gültig ist.
Der Aufenthalt darf unverändert nicht länger als 3 Monate am
Stück dauern und man darf natürlich nicht dort arbeiten oder
einen Wohnsitz anmelden. Es ist ein reines Touristen-Visum.
Hierfür benutzt man vorzugsweise eine App.
Bis zum 01.06.2025 (einschl.) sind für eine Übergangsfrist noch
nicht-biometrische Reisepässe zulässig. Ab 02.06.2025 werden
Reisende ohne biometrische Reisepässe bei der Einreise
abgewiesen. Dies ist für Skipper insofern relevant, als diese
dafür sorgen sollten, dass ihre Mitreisenden über gültige ETA
und biometrische Reisepässe verfügen.
Die Skipper sind gem. Rundschreiben der Britisch Boarder Patrol
vom 03.03.2025 ausdrücklich nicht rechtlich verantwortlich für
ihre Mitreisendenden. Dennoch wird eine Mitwirkung empfohlen.
An der sog. Pleasure craft - Meldung (SPCR) hat sich nichts geändert. Die ist unverändert erforderlich für Boot und Crew.