Der Englische Kanal gilt als das anspruchsvollste Revier Europas, insbesondere nachts.
Das war der Anreiz für diesen Törn und wir sind tatsächlich nicht enttäuscht worden.
Ich selbst bin schon mehrfach im Bereich der Kanalküste gefahren, daher kenne ich die küstennahen Flachwassergebiete vor Belgien und die sehr dicht von den England-Fähren frequentierten Bereiche vor Calais, in denen die Verkehrsregeln faktisch außer Kraft gesetzt sind.
Was der Anreiz an diesem Törn war, ist mein erster Besuch in Ramsgate als UK Marina und die Vorbereitung und Erfahrungen mit den Zoll/Migrations-Regularien nach dem Brexit.Daneben natürlich das Üben von Nachtfahrt-Situationen im dicht befahrenen Englischen Kanal und nächtliche Anlegemanöver in fremden Häfen.
Gechartert haben wir eine BAVARIA 38 C in Sint Annaland (Zeeland, NL). Ein ruhiger Yachthafen mit unkomplizierter Charterabwicklung, wenn ich es positiv beschreibe. Meine Crew, Alex und Florian, würden es sicher anders formulieren.
Aber einmal von vorne beginnend.
Die Vorbereitung betraf die Bootsauswahl, die Routenplanung und
die Anmeldung beim Britischen Zoll. Die BAVARIA 38 C aus 2021
passte hervorragend von der Größe, dem Tiefgang (2,05m), der
Masthöhe (19,5m) und der Ausstattung (lt. Beschreibung und
mehrfachem Nachfragen: AIS – aktiv, Seefunk, Autopilot und Navi
von B&G, 3 Kabinen, 160 L Tank).
Bei der Anmietung 10 Wochen vor dem Törn hatte ich das Fahrtgebiet gleich mit angegeben: Ramsgate, Bologne Sur Mer, ggf. Catzand, Vlissingen oder Middelburg. Der Vermieter bestätigte die mit „OK“.
2 Wochen vor dem Törn fragte ich den Vermieter nach den
Schiffsdaten, die ich für die Anmeldung bei den Britischen
Zollbehörden benötigte: MMSI, Callsign, Boots-Registrierung,
Eigner des Schiffs.
Hier musste ich zunächst nochmal nachfragen, ob wir tatsächlich
über dasselbe Schiff sprechen, da es keine Registrierung gab,
die MMSI eine mit 9 beginnende Nummer hatte und somit keine
MMSI für den Seefunk war, sondern eine
ATIS/Binnenfunk-Zulassung und zum Eigner gab es keine
Angaben.
Ein Callsign konnte nicht benannt werden, das sei die MMSI,
wurde mir geschrieben.
Ihr ahnt, was ich mit der Formulierung „unkomplizierte
Abwicklung“ meine! Der Vercharterer gibt die Boote lediglich
raus und nimmt sie entgegen und auf dem Veerse-Meer und
Oosterschelde als Binnenmeere in Holland kommt es auf diese
Details eben nicht an.
Meine nächste Mitteilung an den Vermieter war 1 Woche vor dem Start und ich übersendete ihm die Crew-Liste und die Fahrtroute (Passage-planning). Darauf die Rückmeldung: „Das geht nicht!!! Ihr könnt nicht nach UK!“ (Ende der email). Ich habe daraufhin erst einmal telefonisch die Gründe für seine Mitteilung geklärt und er sagte, dass die Herbststürme kommen würden und eine Fahrt nach Ramsgate zu riskant sei. Im Gespräch konnte ich seine Bedenken aber klären und er war beruhigt, als ich ihm sagte, dass ich im Besitz des SSS (Seeschifferschein) bin und noch im März Einhand auf den Azoren bei ganz anderen Verhältnissen gesegelt bin. Das hat ihn letztendlich beruhigt und er hat die Freigabe erteilt.
Was ich zu dem Zeitpunkt aber nicht wusste: Das Boot war nicht vollgetankt, es besitz kein aktives AIS, ist also unsichtbar für andere Schiffe, ist nicht einmal mit einem Radar-Reflektor ausgestattet und zeigte bei Übernahme noch einige weiter Mängel, wie ausgerissene Schäkel am Unterliekstrecker, der Windex (Windanzeiger) war defekt, Signalmittel befanden sich ausschließlich in der Rettungsinsel (wir hätten also die Rettungsinsel auslösen müssen, um Notsignale zu geben !!??), Fenster-Dichtungen waren nicht ganz dicht und es tropfte bei Seegang etwas Wasser sowohl ins Vorschiff als auch in den Salon und die Duschpumpe pumpte nur Teile des Wassers ab, das sich dort (aus welchen Quelle auch immer) sammelte und dann bei Schräglage in den Salon floss (und ein wenig seltsam roch). Notstopfen / Dichtmaterial – Fehlanzeige, Tröte/Signalhorn für Nebel oder als Warnsignal – Fehlanzeige. Das elektrische Schaltpanel löste sich bei Lage aus seiner Verankerung und hing an den Kabeln herunter (habe es mit Panzertape fixiert). Aber es war absolut aktuelles Kartenmaterial auf dem B&G-Plotter installiert, was mich sehr erfreute.
Wir sind also am 23.10.2024 um 15:00 Uhr in Sint Annaland gut
gelaunt angekommen und haben das Boot übernommen. Konkreter:
man hat uns den Schlüssel gegeben und wir haben
unterschrieben.
Einweisung / Übergabe: Fehlanzeige. Nun kannte ich die Bavaria,
daher hat es mich nicht gestört. Die Kollegen waren hingegen
etwas verwirrt. Hinweis des Vermieters: Der Tank ist nicht
voll, jede Motorstunde wird mit 3,5l Verbrauch berechnet zu je
2,00 EUR. Das stand zwar nirgends im Vertrag, war aber auch
nicht verhandelbar. Was „nicht voll“ bedeutet, konnte er nicht
so genau sagen. Wir sollten einfach auf den Tankanzeiger
schauen. Der zeigte 40% an, was bei den BAVARIA-Tankanzeigern
soviel bedeutet wie, 10 – 40%, da nach 1/3 bei Bavaria lange
Zeit keine Veränderung eintritt und dann plötzlich der Tank
leer ist. Das geht aber dann innerhalb von 1h. Tankstelle im
Hafen: Fehlanzeige.
Nachsatz des Vermieters: Sofern wir tanken müssten auf der Tour, dann auf keinen Fall in England, weil dort der Diesel mit gelber Farbe markiert sei und der Zoll sonst Ärger macht.
Soweit die Ausgangslage. Das Boot war sonst in vernünftigem Zustand.
Um es kurz vorweg zu nehmen: In Bologne Sur Mer sind wir auf
dem letzten Tropfen in den Hafen eingelaufen, dann ging der
Motor aus und wir sind mit dem Restschwung noch an einen
Stahl-Dalben gekommen, von dem aus wir dann überspringen
konnten und das Boot per Leine zu einem Steg gezogen haben.
Damit wäre das händische „verbringen“ einer Yacht gegen 23.30
Uhr Nachts ohne Beleuchtung mit Stirnlampen auch erfolgreich
absolviert.
Die Anfahrt von Sint Annaland zur Roompot-Schleuse war interessant und lehrreich, weil wir wegen der notwendigen Reparaturen am Boot, die wir selbst durchgeführt haben, Zeit verloren hatten und dann, die Brücken-Öffnungszeit der Zeelandbrug exakt auf die Minute erwischt haben. Ehrlich gesagt waren wir 2 Minuten zu spät, konnten die Brückenaufsicht aber per VHF-Kanal 18 anfunken und um 2 Minuten „Aufschub“ bitten, die uns auch gewährt wurden. Sonst hätten wir dort 1 Stunde warten müssen. Die Brücken-Öffnungszeiten findet man unter: www.zeeland.nl/actueel/bedieningstijden-sluizen-en-bruggen mit sehr verlässlichen Infos.
Vor der Roompot-Sluis mussten wir dann noch etwas warten, bis
der Wasserpegel im Binnenmeer auf ca. 1,80 m Tidenhöhe (bezogen
auf LAT) abgesunken war, da über der Schleuse eine
Straßenbrücke verläuft, die 20 m Durchfahrthöhe besitzt,
bezogen auf den Wasserspiegel NAP (Amsterdamer Pegel).
Unser Boot hatte 18,50m Masthöhe zzgl. Antenne (0,9 m) und ich
wollte noch eine Bierdose Sicherheitspuffer haben. Also durfte
der Wasserstand bezogen auf NAP für Roompot-Sluis Binnen nicht
über 19,50m liegen. Umrechnung NAP zu LAT = LAT +155 cm
(bezogen auf Roompot-binnen).
Bei 19,50 m Max. Durchfahrt, durfte der NAP-Wasserstand also
max. +50 cm betragen, + 155 cm Differenzwert NAP zu LAT =
Tidenstand 205 cm. Der war dann gegen 23:15h unterschritten und
wir passten exakt unter der Fahrbahn-Brücke durch.
Auch aus dieser Überlegung heraus war die BAVARIA C38 für uns
das richtige Boot, weil wir bei den größeren Schiffen letztlich
Probleme mit der Schleusendurchfahrt gehabt hätten oder das
Zeitfenster sehr eng geworden wäre.
D. h., die Gezeitenplanung war einer der Vorbereitungs-Aspekte
im Rahmen der Routenplanung, der eine wesentliche Rolle im
Vorfeld der Routenauswahl ausmachte. Hier empfehle ich die
Seite: www. waterkart.net/gids/getij.php? Dort kann
insbesondere für die Binnenmeere die Wasserstandsvorhersage und
der Unterschied zu den Tiden-Zeiten der Nordsee ermittelt
werden.
Auf der Nordsee angekommen wehte der Wind mit ca. 3-4 Bft, so dass wir segeln konnten. Unsere Route führte uns mitten durch den Windpark „Brossele“ nordwestlich von Vlissingen mit seinen hunderten von Windrädern und einem atemberaubenden nächtlichen Lichter-Schauspiel. Die Durchfahrt ist dort in einer ca. 500 m breiten Spur für Boote unter 50 m Länge erlaubt und somit war dort außer uns niemand unterwegs.
Keiner, außer …. einer Schnellfähre, die nahe am Rand des
Windparks mit ca. 25 Knoten von Ost nach West kreuzte und uns –
mangels unseres sendenden AIS – nicht gesehen hat. Sie rauschte
mit voller Geschwindigkeit an und kam entsprechend schnell
näher, nahm uns aber offenbar nicht wahr und uns blieb nur noch
ein rettender Sprung in den Windpark unter voller
Motordrehzahl.
Rein formal gem. KVR waren wir als Segler natürlich Kurshalter
und die Fähre ausweichpflichtig. Aber was hilft einem die KVR,
wenn man schlicht übersehen wird, weil Eigner von
Charteryachten die 500 EUR für ein aktives AIS-Signal nicht
investieren. Aus meiner Sicht, müsste es eine EU-Verordnung
geben, die Vercharterer zur Installation zwingt, sobald das
Schiff seegehend ist. Wir hatten tatsächlich Glück, sonst wäre
unsere erste Etappe bereits frühzeitig in einer Katastrophe
geendet.
Da unsere Yacht – wie Eingangs gesagt – keinen externen
Lautsprecher für Warnsignale besaß, war auch das Absetzen eines
Schallsignals nicht möglich und die beiden Crewmitglieder
hatten die Fähre offenbar auch erst sehr spät wahrgenommen und
die Informationen zu CPA und tCPA waren noch nicht völlig
vertraute Begriffe. Wir haben das dann unmittelbar nachgeholt,
ebenso wie die Option per Funk das andere Schiff zu
kontaktieren.
Es gab zwar eine Einweisung zum Schiff, aber da beide
Crew-Mitglieder max. einmal auf einer Segelyacht waren, waren
die Gesamteindrücke letztlich zu viel, um in der konkreten
Situation auch umgesetzt zu werden.
Nach dem Windpark führte die Route parallel nördlich außerhalb des Verkehrstrennungsgebietes nach Ramsgate. Der Wind flaute zwischendurch immer wieder ab, so dass wir motoren mussten, aber insgesamt war es eine ruhige Fahrt hinein in die Britischen Hoheitsgewässer parallel zu vielen Frachtern, Tankern und Containerschiffen. Eine gute Übung zur Bestimmung der nächtlichen Schiffsbeleuchtungen und Seezeichen.
Ramsgate erreichten wir gegen 1800 UTC+1 (British Summer Time) an einem inzwischen wolkenfreien sonnigen Spätherbst-Tag mit 20 Grad Temperatur und T-Shirt-Wetter. Die Menschen trugen kurze Hosen und sommerliche Kleidung und uns war heiß in unseren Segelsachen. Auch so kann sich England präsentieren; nice, warm, cosy.
Ich hatte bei der elektronischen Zoll-Anmeldung der UK-Boarder-Control ein Zeitfenster für das Einlaufen 16 - 18 UTC+1 angemeldet. Somit waren wir pünktlich angekommen, auch wenn das praktisch niemanden interessiert hat. Es wurden auch keine Pässe kontrolliert oder Crew-Daten abgefragt. Der Hafenmeister hat lediglich den Schiffsnamen und meinen Namen als Skipper erfasst und die Hafengebühr einkassiert und den Hinweis gemacht, dass er das alles nicht verstehen würde mit der Zollanmeldung. Es würde hier sowieso niemand kontrollieren.
Am Folgetag sind wir dann an Dover vorbei gefahren und dann
durch das VTG wieder rüber nach Frankreich, nach Boulogne Sur
Mer. Da wir erst Mittags von Ramsgate losgefahren sind, es kaum
stabiler Wind war und wir etwas kreuzen mussten, waren wir mit
Sonnenuntergang und Einbruch der Dunkelheit gerade am Rand des
VTG und sind somit – ohne aktives AIS – mit wachem Auge und
guter CPA-Einschätzung auf die andere Seite gekommen.
Dort erreichte uns nur 3 sm vor Boulogne Sur Mer der Funkspruch
„MADAY … MAN OVER BOARD … AT POSITION …..24 PERSON IN A
LIFE-RAFT“. Die Position lag jedoch ca. 10 sm hinter uns und
uns kamen zeitgleich auch 2 Seenotrettungskreuzer aus Boulogne
entgegen, so dass wir den Weg zum Hafen fortsetzten.
Zum Glück für uns !
Im Hafen angekommen war der Diesel zu Ende. Und das heißt wirklich zu Ende. Kein einziger Tropfen mehr im Tank und erneute Startversuche schlugen fehl. Mit dem letzten Schwung konnte ich auf einen Dalben springen und eine Vorleine mitnehmen. Wir haben das Boot dann auf diesem Weg an einen Steg gezogen. Da es inzwischen 23:30 Uhr war, bleib uns nur das Warten auf den nächsten Morgen.
Boulogne Sur Mer ist einer der Häfen, die man ohne Zutrittskarte nicht betreten kann und auch die Toilettenanlage und Duschen nicht frei zugänglich sind. Entsprechend sind sie sehr sauber und gepflegt, aber wer Abends zu spät kommt, der muss warten. So also auch wir. Der Hafenmeister kommt Morgens gegen 09:00 Uhr. Wir haben uns den Grill angeworfen und Würstchen und Fleisch gegrillt und sind dann todmüde ins Bett gefallen.
Am nächsten Morgen gab es freundliche Hilfe vom Nachbar-Boot. Dort gab es einen 10Liter-Kanister mit Diesel, der uns gerettet hat und im Hafen gab es eine Tankstelle. Somit war am nächsten Morgen die Welt schon wieder in bester Ordnung. Mit frischem Baguette, Criossants und Eiern mit Speck begann ein sonniger Tag in Frankreich.
Von dort ging es zurück in Richtung Dunkerque. Ab Nachmittags zog Nebel auf, der sich natürlich ausgerechnet in Höhe Calais verdichtete und nur noch ca. 200-300 Meter Sicht erlaubte. Da wir – wie vielleicht schon einmal erwähnt – ohne aktives AIS-Signal unterwegs waren, konnten wir zwar sehen, was auf uns an Fähren, Frachtern und Schubschiffen zukam, aber die Gegner haben uns nicht gesehen und ein Klappern mit Töpfen als Nebelsignal, wenn eine Dover/Calais-Fähre sich nähert ist theoretisch eine tolle Idee, praktisch aber ziemlich sinnlos. Auch das Anfunken der Fähre verlief ohne Ergebnis. Die Fähre zeigte mit 15kn Geschwindigkeit im Nebel kein Interesse den Kurz zu wechseln, auch wenn wir beide noch im offenen Seeraum waren und wir von rechts kamen und unter Segel fuhren. Ganz nett so eine KVR, aber im Bereich der Fährstrecken gelten einfach andere Regeln und bei Nebel ohne aktives AIS hilft nur: raus aus dem Fahrwasser und warten bis eine Lücke groß genug ist, zum Queren.
Kurz vor Dunkerque hat uns dann außerhalb des Fahrwassers und bei 500m Sicht ein Schlepper abgedrängt, der einfach ohne zu schauen quer aus dem Fahrwasser rausfuhr und den kürzesten Weg zu einer Hafeneinfahrt suchte. Auch hier der Versuch ihn anzufunken. Keine Antwort! Einfach durchgefahren, mit 50 m Abstand unsere Fahrtroute geschnitten und wir konnten nur durch ein hartes Abdrehen nach Backboard ausweichen.
Die Marina Grand Large in Dunkerque ist in der Nebensaison
recht unbelebt. Der Anleger für Gastboote ist lang und sehr gut
erreichbar. Die Sanitäranlagen ebenfalls sehr gut gepflegt und
sauber. Nur am Wochenende ist der Hafenmeister nicht vor Ort
und es gibt keine Eintrittskarten für die Türe und die
Waschräume.
Wir empfehlen insofern einen Blick in den
Karten-Rückgabe-Briefkasten innen am Eingangstor. Der scheint
nur gelegentlich bzgl. der zurückgegebenen Karten geleert zu
werden. Mit ein wenig Phantasie und geeignetem Werkzeug kann
sich das Karten-Problem damit lösen lassen.
Im Gegensatz zu Boulogne Sur Mer sind die Karten in Grand Large
zeitlich nicht limitiert und gelten also auch noch an
Folgetagen, was eine Folgenutzung sinnvoll macht.
Am Folgetag führte die Route dann über die Schelde-Mündung nach Vlissingen und dort durch die große Schleuse (die kleine Schleuse wurde gerade gewartet). Ein Anfunken der Schleuse auf VHF 18 war hilfreich. Nach 20 Minuten waren wir im Schleusenbecken und danach im Walcheren-Kanal.
Für Sportboote gibt es nur zu ganz bestimmten Zeiten eine
Brücken-Öffnungsphase, die sog. Blaue Welle (Blauwe golf), bei
der alle Brücken durch den Walcheren-Kanal im Sinne einer
grünen Welle bei ca. 4.5 kn Geschwindigkeit geöffnet werden.
Die letzte Öffnung um 20:42 Uhr haben wir erreicht und sind
dann bis Middelburg in den Stadthafen gefahren (WSV Arne
Middelburg) und haben dort festgemacht.
Von Middelburg aus ins Veerse Meer gibt es keine weiteren Brücken mehr, lediglich noch die Schleuse zum Veerse Meer. Auch hier hatten wir am nächsten morgen Glück. Die Schleuse stand noch offen und 2 Boote waren bereits eingefahren, als wir ankamen. Und auch hier hatte eine kurze Anfrage per VHF-Funk uns noch ein Einfahren ermöglicht. Die bereits rote Ampel wurde für uns wieder auf rot-grün und grün geschaltet und wir konnten mitschleusen.
In Boulogne Sur Mer hatten wir 90 Liter Diesel getankt, was aus
unserer Sicht für 25-30 h unter Diesel gereicht hat. Wir hatten
ja eigentlich geplant zu segeln, was aber wegen Nebel und Wind
von vorne so nicht ganz funktioniert hat.
In Summe hatten wir offenbar bis zur Schleuse in Veere, die 90
Liter doch wieder verbraucht, so dass der Tankanzeiger einmal
wieder „100%“ anzeigte, was bei Bavaria das Zeichen für einen
leeren Tank ist, wenn er vorher etwas anderes angezeigt hatte.
Wir sind also von Veere aus mit wunderbarem Halbwindkurs bis
nach Sint Annaland gesegelt und haben den Motor nur noch einmal
kurz für das Einparken in der Box angeworfen.
Den Vermieter haben wir informiert, aber wie bereits bei der
Ausleihung des Bootes, war auch bei der Rückgabe sein Interesse
recht gering. Er blieb oben in seinem Büro, sagte etwas davon,
dass er jetzt nach Hause wolle und schloss dann die Türe zu.
Für uns eine wunderbare 6-Tagestour mit ca. 310 sm ohne
Herbststürme, dafür mit Sonne und 20 Grad in England, Nebel in
Frankreich und kalten 8 Grad auf den Kanälen in Holland bei
maximal 1,5 m Wellenhöhe.
Etwas abseits von Ramsgate haben wir ca. 30 Minuten
MOB-Mannöver unter Segel und Motor geübt. Florian, als
passionierter Jollensegler, hat dabei ein gutes Gefühl für die
bewegte Masse eines 8 t - Schiffs entwickelt und warum man ein
MOB-Mannöver bei einer Yacht besser motorunterstützt fährt. In
der Marina von Ramsgate haben wir einige Anlegemannöver
gefahren, da es dort angnehm leer war und sich die Stege bei
leichtem Wind und Sonnenschein einfach für ein Hafentrainig
aufdrängten. In Summe waren es auf dem Törn (ohne
Hafentraining) 8 An- und Ablegemannöver an Schwimmstegen, 4
davon bei Dunkelheit und 4 Schleusen (davon 3 bei Dunkelheit).
Wer Interesse daran hat, in Richtung Ramsgate oder durch die
Verkehrstrennungsgebiete (VTG/TSS) zu fahren, dem sei ganz
dringend angeraten eine Yacht mit aktivem/sendendem AIS -Signal
zu chartern oder nur tagsüber zu fahren. Wir sind bewußt nachts
gefahren, um es zu üben. Aber es erfordert ohne AIS extrem hohe
Aufmerksamkeit und flexibles Handeln, um Nahbereichslagen zu
vermeiden.
Die Anmeldeprocedur für den Hafen UK war im übrigen recht einfach. Über das Internetportal https://www.spcr.homeoffice.gov.uk/sign-in muss man seine Reiseplanung anmelden. Die Anmeldung kann jedezeit unterbrochen, geändert und fortgesetzt werden. Man muss in 3 separaten Schritten folgende Angaben hinterlegen:
Letzteres ist der ggf. schwer einzuschätzende Teil, da man hier ein Ankunfts-Zeitfenster von 2 h eingrenzen muss.
Aus diesen 3 Blöcken stellt man dann das passage-planning zusammen und übersendet es als offizielle Anfrage zur Einreisegenehmigung an den Britischen Zoll über dieses Portal. Man erhält innerhalb weniger Stunden eine Rückmeldung mit dem Hinweis, dass man die Gelbe Zollflagge im Hafen herunternehmen darf (oder gar nicht erst mit gehisster Zollflagge einfahren muss).
Die Anmeldung ist also nicht kompliziert.