NAVIGA ist das Clubschiff des Kaarster Segelclub e. V. - eine Bavaria 37 Cruiser aus 2009 - Rufzeichen: DK5469 / MMSI: 211640280
Bei sommerlichem Hochdruck-Keil zwischen zwei kräftigen
Tiefdruckgebieten ging es am 21.06.2025 bei Sonnenschein, 23
Grad und 4 Bft Wind von Makkum (NL / Ijsselmeer) rüber bis nach
Texel (Hafen Oudeschild). Von dort startete dann die Überfahrt
Richtung Schottland nach Edinburgh.
Uns war aufgrund der Lage und Zugrichtung der Druckgebiete und
Fronten schon klar, dass die 48 h auf der Nordsee kein
"Ententeich"-Wetter für uns bedeuten würden.
MOB-Übungen in Makkum, um als Crew auch Nachts fit zu sein, für
den Ernstfall. Letzte Einkäufe in Oudeschield und nochmal in
Ruhe etwas warmes Essen und ausschlafen, um dann am Sonntag
morgen raus auf die Nordsee zu fahren.
Zielhafen: Newcastle/North Shields - Royal Quays Marina - 267
sm entfernt - wir haben den Hafen nie erreicht!
Bereits die Ausfahrt von Texel präsentierte uns die Nordsee mit 5-6 Bft einen Vorgeschmack auf das Wetter, das sie für diesen Schlag rüber nach England ausgewählt hat.Letztlich waren es Winde aus SW bis NW mit 4 bis 8 Bft, die für uns im Angebot waren und Wellen von 0 - 2,5m. Also ein abwechslungsreiches Spektrum für jeden Geschmack.
Fast jeden ... denn ein Crew-Mitglied hat es bei dem Wellengang mit Seekrankheit nach ca. 24h rauher See dann doch erwischt und auch ich selbst war max. 5-10 Min. unter Deck in der Lage zu arbeiten. Sonst wäre auch mir übel geworden, was mir eigentlich nur selten passiert. Unseren Kollegen hat es aber richtig erwischt und auch nach 10h ging es ihm nicht wirklich besser, so dass wir unseren Kurs 80 sm vor der Englischen Küste bei inzwischen 7 Bft NW-Wind in Richtung Süden ändern mussten. Wir konnten damit das Schiff deutlich beruhigen und sind dann weitere 10 h später sicher im Hafen von Lowestoft angelandet.
Am Dienstag Morgen waren wir somit nur noch zu Dritt und unsere Position lag mehr als 100 sm südlicher und 1 Tag später als geplant. Da das Boot aber am kommenden Samstag 0800 BST (UTC+1) von der Folgecrew in Edinburgh übernommen werden sollte, wurden die nächsten Abschnitte sportlicher und brachten uns weitere Nachtfahrten quer durch Britische Fischereizonen in küstennahen Gewässern an der Ostküste Englands ein.
Unser nächster Hafen war Grimsby. Hier fingen wir uns in der
Schleuse, morgends um 04:15 Uhr unsere eigene Festmacherleine
ein, die unbemerkt in der Dunkelheit über Deck gefallen war und
in die Schraube kam. Ergebnis: mit dem Restschwung des Bootes
konnten wir uns an einen Kai retten und festmachen.
Am nächsten Morgen dann die Suche nach einem Taucher zum
Freischneiden der Schraube unseres Saildrive-Antriebs. Andy,
ein Industrie-Taucher und Mitglied eines lokalen Tauchvereins
hatte am Abend gegen 18:00 Uhr Zeit für uns hat uns gegen eine
Vereinsspende befreit. Das hat uns viel viel Geld gespart, denn
der Hafenmeister sprach von 500-1.000 GBP für einen offiziellen
Taucher.
Somit also erneut eine Nachtfahrt und zunächst 1 h warten auf
die Schleusenöffnung wg. Niedrigwasser. 20:00 Uhr dann auf zur
Royal Quais Marina. Auf dem Weg dort hin mussten wir jedoch
umplanen, da wir wegen gutem Wind einfach mehr Strecke in der
Nacht machen konnten. Wir sind weiter gefahren bis nach Berwick
upon Tweed. Ein Hafen, der für Freizeitboote eigentlich gar
nicht vorgesehen ist, aber für uns mit der einlaufenden Flut um
02:45 Uhr morgends genau passend kam.
Zuvor jedoch noch schnell ein weiteres Fischer-Netz bzw. einen
Krabbenkorb aus dem Ruder befreit und wieder ordentlich die
Enden verknotet, damit dem Fischer sein Material nicht verloren
geht. Davor bereits ein weiterer Fischerkorb, der sich im Kiel
verfangen hatte vorsichtig durch Rückwärtsfahren befreit.
Die Netze vor der Ostküste Englands liegen bis auf 40 m Wassertiefe und bis zu 10 sm vor der Küste. Hier Nachts nichts einzufangen ist fast unmöglich. Da wir hier nur unter Segeln unterwegs waren und ohne Motor, war es zum Glück nie ein größerer Schaden, sondern immer nur die Arbeit, sich wieder zu befreien und das Nachts bei 4-6 Bft.
Von Berwick upon Tweed ging es dann direkt durch bis Edinburgh, wo wir letztlich bei Nieselregen um 08:00 Uhr ankamen.